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Lernvideos sind aus dem Lernalltag kaum mehr wegzudenken. Meist schnell konsumiert und unseren Bedürfnissen aus Social Media und Co. angepasst. Doch Lernvideo ist nicht gleich Lernvideo.

Heute geben wir euch ein paar Tipps und Tricks für die Erstellung von Lernvideos. Dabei werden wir uns mit den verschiedenen Einsatzformen von Lernvideos beschäftigen und darauf eingehen, was man für die Produktion alles benötigt.

Außerdem werdet ihr erfahren, was ein gutes Lernvideo ausmacht und was man dafür vorbereiten sollte, aber auch welche Methoden und Programme für die Produktion und Endbearbeitung von Lernvideos genutzt werden können.

Die Einsatzformen von Lernvideos sind sehr vielfältig. Sie können einerseits zur Unterrichtsvorbereitung für Flipped Classroom genutzt werden, andererseits jedoch auch als Unterrichtsnachbereitung oder auch für die gezielte Prüfungsvorbereitung. Generell sind sie für alle Lerninhalte geeignet, die man auch im klassischen Präsenzunterricht lehrerzentriert als Monolog darbieten würde. Doch auch praxisorientiertes Handeln wie handwerkliche Tätigkeiten und Illustrationen durch Experimente können durch Lernvideos gut vermittelt werden. Ebenso können Experteninterviews durch Lernvideos gut in den selbstregulierten Lernprozess eingebaut werden. Schon einmal daran gedacht, Lernvideos im Rahmen des Lernens durch Lehren zu nutzen? Hier können Schülerinnen und Schüler selbst Videos produzieren, in denen sie Lerninhalte verständlich für ihre Kolleginnen und Kollegen aufbereiten.
Für die Produktion eines Lernvideos braucht es meist nicht viel. Oft genügt ein geeignetes technisches Gerät wie eine Kamera, ein Handy, ein Tablet oder ein Stand-PC. Zu empfehlen ist meist ein externes Mikrofon, da es in den meisten Fällen eine wesentlich bessere Tonqualität bietet als die internen Mikrofone der Endgeräte. Und zu guter Letzt wird meistens auch eine passende Software für die Produktion und das Schneiden von Lernvideos benötigt, die jedoch auch oft als kostenlose Version zur Verfügung steht. Was sich dabei gut eignen kann, erzählen wir euch etwas später noch.
Was unserer Meinung nach bei der Produktion von Lernvideos besonders wichtig ist, ist, dass Input, also die Arbeitszeit und Produktionskosten, sowie Output, also der Lernerfolg, im Verhältnis zueinanderstehen stehen müssen. Es sollte somit ein ausgeglichenes Kosten-Nutzen-Verhältnis vorhanden sein. Keep it simple ist hierbei die Devise und Perfektionismus sollte ablegt werden. Wie auch sonst bei der Vorbereitung von Unterrichtseinheiten, sollte man sich im Vorhinein überlegen, was die Lernziele des Lernvideos sein sollten. Also was die Lernenden am Ende können sollen. Und darauf aufbauend muss dann die passende Methode gewählt werden, welche dieses Ergebnis mit dem geringsten Aufwand gewährleisten kann. Oft genügt dafür einfach eine Erklärung an der Tafel oder die Vertonung einer PowerPoint Präsentation. Es muss nicht immer eine aufwändig produzierte und eventuell professionell animierte Illustration sein. Befragungen von Lernenden haben sogar ergeben, dass nicht ganz so professionelle Lernvideos, welche eventuell auch Versprecher beinhalten, sogar beliebter sind als sehr professionell produzierte Lernvideos, da sie den realen Unterricht eher entsprechen und die Lehrperson dadurch näher wirkt. Der Lernerfolg wird durch solche einfachen Videos daher höher eingestuft als durch sehr kostspielig produzierte Videos. Liveaufnahmen des Unterrichts machen es meist leichter, als wenn man das Lernvideo im „Studio“ oder am Arbeitsplatz macht, da man dabei automatisch weniger perfektionistisch ist und als Lehrperson Versprecher eher toleriert.
Ein großer Vorteil von Lernvideos ist auch, dass durch öffentliche Videos die Lehre sichtbarer gemacht wird und Unterricht dadurch nicht mehr hinter verschlossenen Türen passiert.

Was macht nun ein gutes Lernvideo aus?

Zuallererst sollte ein klares Lernziel definiert und alle Darstellungen darauf aufgebaut werden. Passende und anschauliche Visualisierungen wie beispielsweise Grafiken, Übersichten oder Bilder sollten das Gesprochene unterstützen, jedoch nicht ablenken. Personen im Bild können einerseits vorteilhaft, jedoch auch nachteilig sein. Zum einen ist es für den Lernenden angenehm, die sprechende Person zu sehen, da dies den Lehrenden näher wirken lässt. Zum anderen kann das jedoch dazu führen, dass vom Wesentlichen abgelenkt wird und außerdem wird das Schneiden des Videos im Nachhinein schwieriger, da der Sprecher bei rausgeschnitten Szenen springt. Eine Lösung dafür könnte dadurch gefunden werden, indem man die Sprecherin oder den Sprecher nur am Anfang und eventuell am Ende einblendet bzw. extra aufnimmt und mit einem Videobearbeitungsprogramm hinzufügt.

Ein weiterer Tipp ist es, Wichtiges zu betonen und bestenfalls zusätzlich schriftlich einzublenden. Unterhaltung darf auch bei einem Lernvideo sein, aber es sollte dabei auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass der Lernertrag nicht in den Hintergrund gerät und verloren geht. Bei Theorievideos ist am Ende eine Zusammenfassung zu empfehlen. Außerdem sollte die Dauer eines Lernvideos beachtet werden, wobei es auf den Einsatzwunsch ankommt. Auf Social Media Kanälen wie Instagram oder facebook sollten es nur wenige Minuten sein. Ein klassisches Lernvideo sollte nicht länger als 5 – 10 maximal 15 Minuten dauern, alles darüber kann eher als Unterrichtsaufzeichnung gesehen werden.
Des Weiteren sollte die Wiederverwendbarkeit beachtet werden. Das ist besonders bei Inhalten zu beachten, die in Zukunft nicht mehr gelten wie beispielsweise rechtliche Bestimmungen, die regelmäßigen Änderungen unterliegen. Ist die Barrierefreiheit für die Zielgruppe ebenfalls ein Thema, wie beispielsweise Farben oder Untertitel, dann sollte auch dies berücksichtigt werden. Als letzten Tipp gilt es, Videos am besten immer mit Aufgaben zu verknüpfen, um den Lernerfolg tatsächlich zu gewährleisten und die Zuseher zu aktivieren. Diese Aufgaben können mit gewissen Authoring Tools wie beispielsweise H5P direkt in das Video integriert oder auch außerhalb des Videos auf passenden Lernmanagementsystemen zur Verfügung gestellt werden.

Vorbereitung ist das halbe Leben

Was muss man nun für die Produktion eines Lernvideos alles vorbereiten? Als erstes sollte die Zielgruppe definiert werden. An wen richtet sich das Video und welches Vorwissen ist bereits vorhanden. Danach sollte der Einsatz geklärt werden. Wie soll mit dem Video gelernt werden z.B. als Vorbereitung für Flipped Classroom oder Nachbereitung für die Festigung von Inhalten oder als Zusatz im synchronen Unterricht? Danach geht es um die Zielsetzung. Was sollen die Lernenden am Ende mit diesem Video können und wie kann dieses Ziel am besten erreicht werden. Was muss also gezeigt, gesagt, geschrieben und visualisiert werden. Dann sollten Überlegungen zur Umsetzung getätigt werden. Wie viel Zeit und Budget stehen zur Verfügung, wo soll das Video veröffentlicht werden, z.B. auf YouTube oder auf Vimeo – VORSICHT ist hierbei bei den Einstellungen geboten. Sollten Kommentare erlaubt sein oder nicht, soll das Video auf anderen Plattformen eingebettet werden können, soll es öffentlich für alle ersichtlich sein usw. Oder soll es auf einem Cloud Speicherplatz veröffentlicht und geteilt werden? Außerdem sollte man sich in diesem Zusammenhang auch überlegen, welche Lizenz das Video am Ende haben soll. Wo es produziert werden soll. Ob man auch Material von Dritten braucht. Welche Technik bzw. Methode verwendet werden soll und ob bzw. wie man sich selbst darstellen will, als Ganzkörper, mit halbem Körper oder nur das Gesicht. Außerdem zu empfehlen ist die Erstellung eines Drehbuchs bzw. Storyboards.

Methoden und Programme

Zu guter Letzt möchte wir euch jetzt auch noch ein paar Methoden und Programme für die Videoproduktion vorstellen. Beginnen wir mit dem klassischen Screencast, also der Bildschirmaufnahme. Hierbei ist unser absolut präferiertes Tool Microsoft Power Point 365. Damit kann man einerseits Präsentationen leicht und unkompliziert vertonen, mit oder ohne Kamerabild und diese anschließend als Video abspeichern, oder aber auch einfach den Bildschirm aufnehmen und damit auch andere Darstellungen am Computer zu Videos machen. Auf geeigneten Tablets oder Smartboards kann man die Bildschirmaufnahme auch mit Zeichnungen oder handschriftlichen Erklärungen ergänzen.

Als nächstes kommen auch einfache Personenaufnahmen in Frage. Hierbei kann eine Lehrperson z.B. an der Tafel etwas erklären. Wichtig ist hierbei, dass ein guter Ton gewährleistet wird und die Schrift auf der Tafel gut lesbar ist. Oder die Lehrperson spricht einfach frei über ein Thema und nimmt sich dabei auf. Des Weiteren ist auch das Schreiben auf ein Blatt möglich, wobei die schreibende Hand von oben gefilmt wird. Jedoch auch aufgezeichnete Interviews mit zwei oder mehreren Personen kommen hierbei in Frage. Oder es wird professionell in einem Studio aufgezeichnet, wo auch mit einem Green Screen, einer professionellen Kamera, einem professionellen Mikro und passender Beleuchtung gearbeitet werden kann. Für ein normales Lernvideo im klassischen Unterrichtseinsatz ist das jedoch eher weniger zu empfehlen, da hierbei der Aufwand den Nutzen übersteigen würde. Will man das Lernvideo jedoch für Marketingzwecke nutzen, ist diese Methode auf jeden Fall zu empfehlen.
Als nächstes möchten wir die Legetechnik erwähnen. Dabei werden ausgeschnittene, flache Objekte aus Papier oder Pappe auf eine horizontale Fläche gelegt und bewegt und mit einer senkrecht darüber montierten Videokamera gefilmt. Die Legetechnik ist besonders einfach und kostengünstig, jedoch mit einem gewissen Aufwand verbunden.
Etwas ähnlich kann man mit Stop motion arbeiten. Das ist eine Filmtechnik, bei der eine Illusion von Bewegung erzeugt wird, indem einzelne Bilder, sogenannte Frames, von unbewegten Motiven aufgenommen und anschließend aneinandergereiht werden. Sie kommt bei Trickfilmen, aber auch als Spezialeffekt bei Realfilmen zum Einsatz. Ausgangspunkt ist dabei der Stopptrick. Man kann die Aneinanderreihung der Bilder mit einem eigenen Schneideprogramm vornehmen oder mit dafür spezialisierten Programmen.
Durchaus aufwändiger und professioneller ist die Produktion von Lernvideos mit Animationsprogrammen. Diese sind teilweise kostenpflichtig, es gibt jedoch oft auch kostenlose Versionen für gewissen Testzeiträume oder mit eingeschränkten Funktionen. Dafür können wir Tools wie Animaker, mysimpleshow oder Videoscribe empfehlen.
Eine sehr aufwändige, jedoch in manchen Fällen durchaus nützliche Methode für die Videoproduktion sind 360 ° Videos. Sie werden mit einer Omnidirektionalen Kamera oder einem Verbund mehrerer Kameras, die in unterschiedliche Richtungen zeigen, aufgenommen. Der Betrachter kann sich dann die Perspektive aussuchen. Diese Methode macht vor allem bei simulierten Realsituationen, Stichwort: virtual reality, Sinn.
Nachdem die Aufnahme erledigt ist, ist oft auch eine Nachbereitung nötig. Hierbei können unerwünschte Szenen oder Geräusche herausgeschnitten, Intros und Outros, Hintergrundmusik, Effekte oder schriftliche Texte hinzugefügt werden. Dafür kann kostenlose Software, welche auf vielen PC bereits vorinstalliert ist, genutzt werden, wie der Windows Video Editor oder iMovie. Oder man verwendet kostenpflichte Programme, die meist erweiterte Funktionen bieten und im Internet käuflich erworben werden können.
Wir wünschen euch viel Spaß und Erfolg bei der Erstellung eurer Lernvideos.

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