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In unserem heutigen Beitrag werden wir darauf eingehen, welche Vor- und Nachteile sich durch online Unterricht ergeben können und wo genau hierbei der Unterschied zum Präsenzunterricht besteht. Außerdem möchte wir eine Möglichkeit der Lernzielformulierung vorstellen und dabei darauf eingehen, welche Lernziele mehr und welche weniger gut für online Unterricht geeignet sind. Zu guter Letzt gibt es noch ein paar Tipps für guten online Unterricht.

Die Vorteile von online Unterricht

Starten wir mit den Vorteilen von online Unterricht. Am offensichtlichsten ist hierbei die räumliche und zeitliche Flexibilität. Der Lernende kann von überall aus am Unterricht teilnehmen und bestimmt selbst, wann er lernen will, wenn selbstregulierte, asynchrone Lerneinheiten angeboten werden. Wird synchroner Unterricht auch aufgezeichnet, kann der Lernende diesen auch im Nachhinein als Wiederholung konsumieren oder aber auch nutzen, wenn sie bzw. er zur Unterrichtszeit verhindert war. Online Unterricht lässt sich daher optimal für die berufsbegleitende Weiterbildung einsetzen.

Außerdem ist die Teilnehmerzahl bei online Unterricht nahezu unbegrenzt und nicht an räumliche Kapazitäten gebunden. Somit kann die Weiterbildungsmaßnahme einer viel größeren Menge an Lernenden zugänglich gemacht werden.

Für den Lehrenden bringen online Unterricht bzw. eLearnings auch Kosten- und Zeitersparnis. Dies bezieht sich auf Personal- und auch auf Raumkosten und die Wiederverwendbarkeit wird meist erhöht. Jedoch auch der Lernende spart sich die manchmal kosten- und zeitintensive Anreise.

Mittels einmaliger und standardisierter Bereitstellung von E-Learnings durch zentrale Lehrpersonen können Schwankungen in der Lehrqualität sehr reduziert und somit die Qualität erhöht werden.

Außerdem können eLearnings durch diverse Übersetzungsprogramme auch leichter in verschiedenen Sprachen angeboten werden, lassen sich daher besser an die Zielgruppe anpassen und sind somit leichter international einsetzbar als es bei klassischem Präsenzunterricht der Fall ist. Dies kann auch für große internationale Unternehmen mit Mitarbeitenden unterschiedlichster Länder und Kulturen ein großer Vorteil sein.
Durch diverse Lernmanagementsysteme kann den Lernenden alles, was sie zum Lernen brauchen, zentral zur Verfügung gestellt werden. Man kann hierbei mit online Methoden arbeiten, jedoch auch analoge offline Lernunterlagen wie ppt Präsentationen oder pdf Dokumente zur Verfügung stellen. Lernunterlagen gehen daher weniger leicht verloren, als wenn man sie lediglich im Präsenzunterricht austeilt. Außerdem können zur Verfügung gestellte Lerninhalte, wie Videos, mehrmals im eigenen Tempo vom Lernenden konsumiert und auch online Quizzes öfter wiederholt werden.

Gibt es auch Nachteile?

Doch worin liegen nun die Nachteile von online Unterricht? Am wesentlichsten ist hierbei mit Sicherheit die Tatsache, dass der Lernende dafür ein geeignetes digitales Endgerät und eine ausreichende Internetverbindung benötigt. Auch eine gewisse Sicherheit im Umgang mit dem Computer und verschiedenen Medien bzw. Tools muss gegeben sein.

Vor allem beim selbstorganisierten eLearning ist eine hohe Disziplin und Motivation auf Seiten des Lernenden nötig. Wenn das Lernen jederzeit und überall geschehen kann, kann dies auch leicht dazu verleiten, es einfach immer wieder nach hinten zu verschieben.

Und auch die räumliche Ungebundenheit kann sich als Nachteil entpuppen, wenn die räumlichen Gegebenheiten im häuslichen Umfeld nicht geeignet sind. Manchmal gibt es für die Lernenden zuhause keinen passenden und ruhigen Rückzugsort für die Unterrichts- bzw. Lerneinheiten. Sie benötigen daher einen ruhigen und passenden Unterrichtsraum, der sich an einem anderen Ort befindet. Außerdem können bei online Unterricht bzw. eLearnings neben störenden Mitbewohnern auch andere Ablenkungen im Internet und häuslichen Umfeld zu Störungen führen.
Und auch die fehlende reale Präsenz von Lehrenden und Mitlernenden kann negativ auf den Ehrgeiz und die Konzentration der Lernenden wirken. Es besteht schnell die Gefahr von sozialer Isolation, wenn das reale soziale Netzwerk wegfällt. Dies ist vor allem für Kinder und Jugendliche von großer Bedeutung. Für den Lehrenden fällt auch der große Vorteil weg, bei Übungen still und unauffällig durch die Reihen zu gehen und zu eruieren, ob es bei der Bearbeitung der Aufgaben Probleme gibt und sie oder er helfend zur Seite stehen kann. Und auch die meist wichtigen inoffiziellen Phasen für zwischenmenschliche Beziehungen, wie Pausen oder der Abschluss am Buffet, das sogenannte Socialising, fällt bei online Unterricht meist unter den Tisch.
Außerdem stößt online Unterricht bzw. eLearning an seine Grenzen, wenn es um die Vermittlung von praktischem Wissen geht. Beispielsweise ein Tanz-, Koch- oder Kunstkurs wird nur schwer online durchführbar sein. Man kann zwar mittels Videos oder Webinare die Schritte bzw. Handgriffe visuell darstellen und anschaulich vermitteln, der Lernertrag reduziert sich jedoch auf die Beobachtung und die eigene Durchführung muss dann selbständig ohne Hilfe durch die Fachperson in der realen Situation erfolgen. Das wird für viele Lernende als unbefriedigend empfunden.

Und auch die lange Arbeit am Computer wird von vielen noch immer als ermüdend und belastet empfunden. Dies gilt besonders in Branchen, die ohnehin eine häufige Bildschirmverwendung vorsehen.

Die Lösung – blended learning?!

Eine gute Möglichkeit das Beste aus beiden Welten, also online- und Präsenzunterricht zu vereinbaren, stellt Blended Learning dar. Hierbei werden die online und Präsenzphasen abwechselnd durchgeführt. Die Lernenden können dafür geeignete Lerninhalte selbständig oder mit Unterstützung des Lehrenden durch selbstorganisierte eLearnings oder synchrone Webinare vor- oder nachbereiten und die Präsenzphasen werden dann für alles genutzt, was durch online Unterricht oder eLearnings nicht oder nicht ausreichend möglich ist.

Vor allem durch die Covid-19-Pandemie entstandenen Einschränkungen bezüglich Präsenzunterricht, haben dazu geführt, dass viele Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen auf online Unterricht umgestellt werden mussten. Dies hat auch dazu geführt, dass diese Art der Wissensvermittlung mehr Akzeptanz auf Seiten der Lehrenden und Lernenden gebracht hat und mit Sicherheit auch in Zukunft einen höheren Stellenwert gewinnen wird. Das komplette Aus für den Präsenzunterricht wird dies jedoch mit Sicherheit nie bedeuten, weil online Unterricht eben auch die oben genannten Nachteile bringt, die einfach nur durch Präsenzunterricht wettgemacht werden können. Außerdem wird es auch immer Lernende und auch Lehrende geben, die Präsenzunterricht der online-Variante einfach vorziehen werden.

Das Formulieren eines Lernziels

Bevor wir zum letzten Punkt kommen, möchten wir auch noch eine Möglichkeit der Lernzielformulierung darstellen und darauf eingehen, welche dieser Lernziele mehr und welche weniger gut für online Unterricht bzw. eLearnings geeignet sind. Sehr beliebt und verbreitet ist hierbei die Methode nach Bloom. Bloom hat dabei die sechs Denkstufen Wissen bzw. Erinnern, Verständnis, Anwendung, Analyse, Beurteilung und Synthese bzw. Kreieren formuliert. Bei der Formulierung von Lernzielen werden dabei für jede Denkstufe definierte Schlüsselwörter herangezogen. In der ersten Denkstufe sind das Begriffe wie wiedergeben, beschriften, markieren, aufzählen, zuordnen, nennen und in der letzten Denkstufe kommen Begriffe wie bilden, entwickeln, kombinieren, herstellen, konstruieren, testen, Lösungen vorschlagen, eine Theorie aufstellen, improvisieren und widerlegen zum Einsatz. Wie bereits vorhin erwähnt, stoßen online Unterricht und eLearnings an ihre Grenzen, wenn die Lerninhalte über die reine theoretische Wissensvermittlung hinausgehen und praktisches Können bewirken sollen. Werden also die angestrebten Lernziele in einer höheren Denkstufe laut Bloom angesiedelt, werden diese mittels online Unterricht bzw. eLearnings schwieriger erreichbar und sind daher eher nicht dafür geeignet.

Tipps für guten online Unterricht und gute eLearnings

Zu guter Letzt gibt es noch ein paar Tipps für die Erstellung bzw. Umsetzung von gutem online Unterricht und guten eLearnings.

Online Unterricht sollte nicht nur aus synchronen Lerneinheiten bestehen, sondern auch asynchrone Elemente beinhalten, welche die Lernenden in ihrem eigenen Tempo, zeitlich unabhängig und eventuell sogar offline bearbeiten können.

Aufgaben und Übungen sollten mit klar formulierten Arbeitsaufträgen versehen werden. Auch wenn man selbstorganisiertes, entdeckendes Lernen in seine eLearnings einbauen will, sollte man als Lehrperson dies immer innerhalb eines gewissen Ermöglichungsrahmen mit ausreichenden Anleitungen tun. Ein Arbeitsauftrag sollte daher niemals in diese Richtung formuliert werden: „Recherchieren Sie das im Internet.“ Sondern sollte eindeutig vorgeben, was genau recherchiert bzw. ausgearbeitet werden soll, am besten mit Leitfragen und am besten gibt man dafür auch eine Auswahl an möglichen Internetseiten vor, wo die Informationen gefunden werden können.
Da diese Lernform noch recht neu ist, kann es leicht passieren, dass der technische Aspekt zu sehr in den Vordergrund gerückt wird und didaktische Besonderheiten in den Hintergrund geraten. Doch gerade beim online Unterricht bzw. eLearnings, sind didaktische Überlegungen besonders wichtig, da hierbei, wie bereits erwähnt, die reale Lehrperson fehlt, die lenkend eingreifen kann, falls es zu Unklarheiten und Missverständnissen kommt.

Außerdem sollten ausreichend lange Zeiträume mit genauen und realistischen Angaben zum Zeitbedarf festgelegt und kommuniziert werden.

Bei der Menge der Lernmaterialen sollte man sich auf das Wesentlichste konzentrieren und genaue Lernziele formulieren und diese auch an die Lernenden kommunizieren. Auch die Auswahl der verschiedenen Tools sollte dabei beschränkt werden.

Der Lernerfolg sollte immer mit passenden Methoden z.B. Einsendeaufgaben, Reflexionsfragen oder online Quizzes überprüft werden.

An einer Institution sollten alle Lehrpersonen immer denselben Kanal bzw. dieselbe Plattform für die Kommunikation und Arbeitsaufträge sowie Bereitstellung von Lernmaterialien nutzen.

Man sollte außerdem für sich selbst Bürozeiten definieren, an denen man für die Lernenden zur Verfügung steht und erreichbar ist. Diese sollte man natürlich auch den Lernenden mitteilen.

Um die Qualitätsentwicklung von eLearnings und online Unterricht zu gewährleisten, sollte man sich Feedback von den Lernenden einholen und dieses natürlich auch beherzigen und bei der Überarbeitung der Lerneinheiten berücksichtigen.

Digitale Tools sollten immer vorab und nicht live während des online Unterrichts getestet und der Umgang damit ausreichend geübt werden.

Besonders selbstorganisierte eLearnings sollten klar strukturiert sein mit Überschriften und Hinweisen bzw. Erklärungen zu den Lernmaterialien. Ein sehr banaler, aber meiner Meinung nach wichtiger Hinweis ist es außerdem, Links, Dokumente usw. immer so einzustellen, dass sie nicht im selben, sondern in einem Pop-up oder separaten Fenster oder Tab geöffnet werden, da es ansonsten leicht passieren kann, dass man das gesamte Lernmanagementsystem schließt, wenn man eigentlich nur das jeweilige Dokument oder die geöffnete Website schließen will. Auch eine sinnvolle Reihenfolge der dargebotenen Lerninhalte ist hierbei zu beachten. Man kann auch mit Lernpfaden arbeiten, welche auch individuell an die jeweiligen Lernenden angepasst und mit unterschiedlichen Lernwegen versehen werden können.
Ebenfalls wichtig ist es bei selbstorganisierten eLeranings, die Lernenden abzuholen und mittels Einführungsvideo willkommen zu heißen. In diesem Video sollten alle wichtigen Informationen für den Kurs und institutionell bedingte Rahmenbedingungen enthalten sein. Auch die Kontaktdaten der Lehrperson mit den vorhin erwähnten Bürozeiten sollten zu Beginn des eLearnings präsent dargestellt werden. Hierbei sollte auch erwähnt werden, welche Bedingungen bzw. Anforderungen erfüllt werden müssen, um das eLearning erfolgreich abzuschließen.
Besonders zu empfehlen sind auch sogenannte Mikro-Learning Einheiten, also kurze und kleine Lernhäppchen, welche modular dargeboten werden können, anstatt langwierige und zeitintensive Lerneinheiten zu erstellen. Modulare Lerneinheiten können in vielen Lernmanagementsystemen, wie beispielsweise Moodle, auch so eingestellt werden, dass das jeweils nächste Modul erst dann freigeschaltet wird, wenn gewisse Bedingungen des vorherigen Moduls erfüllt sind. Dies kann den selbstgesteuerten Lernprozess auch etwas steuern und lenken und macht vor allem bei aufeinander aufbauenden Lerninhalten Sinn. Achten sollte man hierbei jedoch, dass die Freischaltung des nächsten Moduls, vor allem bei berufstätigen Lernenden, nicht von der externen Korrektur der Lehrperson abhängig ist, da berufstätige Lernende oft zu Zeiten lernen, also abends oder am Wochenende, die meist außerhalb der Bürozeiten der Lehrpersonen liegen. Der Lernfortschritt und die Motivation der Lernenden könnten dadurch blockiert werden.
Wir wünschen euch viel Erfolg und Spaß bei der Erstellung eurer online Unterrichtseinheiten bzw. eLearnings.

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