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Das österreichische Schulsystem ist ein recht vielfältiges. Was einen auf den ersten Blick gerne auch mal ein bisschen überfordern kann. Deshalb schauen wir es uns heute ein bisschen genauer an und werden dabei auch darauf eingehen, welche Möglichkeiten bestehen, sollte man nicht die „klassische“ Schullaufbahn wählen.

Der Kindergarten

Beginnen wir mit den elementaren Bildungseinrichtungen. Unter elementaren Bildungseinrichtungen sind unterschiedliche Modelle an Einrichtungen zu verstehen. Diese umfassen einerseits Einrichtungen für Kinder bis zum dritten Lebensjahr, wie Kinderkrippen oder Krabbelstuben, andererseits Kindergärten, die von drei- bis sechsjährigen Kindern besucht werden.

Die Volksschule

Für alle Kinder, die dauerhaft in Österreich leben, besteht die allgemeine neunjährige Schulpflicht. Die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten können zu Schulbeginn der ersten Klasse im Klassenforum entscheiden, ob in der Klasse die Beurteilung mit Ziffernnoten oder in einer anderen Form erfolgen soll. Am Ende der 2. Klasse und in den folgenden Klassen muss jedoch mit Ziffernnoten beurteilt werden. Zusätzlich zum Zeugnis gibt es für alle Schülerinnen, Schüler und Eltern Einzelgespräche mit einer Lehrperson über die Leistungen und Fortschritte des Kindes. Im 1. Semester der 4. Schulstufe werden die Erziehungsberechtigten über den nach den Interessen und Leistungen empfehlenswerten weiteren Bildungsweg ihres Kindes informiert und beraten.

Eine Möglichkeit nach der Volksschule ist die Mittelschule

Die Mittelschule

Seit dem Schuljahr 2020 / 21 gibt es die Neue Mittelschule nicht mehr. Diese wurde durch die Mittelschule (MS) als Pflichtschule für 10- bis 14-Jährige ersetzt. Alle Schüler/innen können nach positivem Abschluss der Volksschule eine Mittelschule besuchen. Die Mittelschule hat das Ziel, jede Schülerin und jeden Schüler im Sinne der Chancengerechtigkeit bestmöglich individuell zu fördern. Grundsätzlich werden in der Mittelschule alle Schüler/innen in allen Unterrichtsgegenständen gemeinsam in der Klasse unterrichtet. Es gibt jedoch die Möglichkeit des Teamteachings sowie Förder- und Leistungskurse. Der Mittelschul-Lehrplan verbindet den traditionellen Leistungsanspruch der AHS-Unterstufe mit einer neuen Lern- und Lehrkultur. Die Orientierung an den Potenzialen und Talenten der Kinder steht im Vordergrund. Bildungsberatung und Berufsorientierung schaffen eine optimale Basis für die spätere Entscheidung über künftige Bildungs- und Berufswege. Neben den Sonderformen der Musik-Mittelschulen und der Sport-Mittelschulen sieht der Mittelschul-Lehrplan vier mögliche Schwerpunktbereiche vor:

  • Sprachlich-humanistisch-geisteswissenschaftlich
  • Naturwissenschaftlich-mathematisch
  • Ökonomisch-lebenskundlich
  • Musisch-kreativ

Darüber hinaus können weitere autonome Schwerpunktsetzungen an den jeweiligen Schulstandorten vorgenommen werden. Ab der 6. Schulstufe erfolgt in den Pflichtgegenständen Deutsch, Englisch und Mathematik eine Zuordnung der Schüler/innen zu einem der beiden Leistungsniveaus Standard AHS und Standard.

Eine Beurteilung nach dem Leistungsniveau Standard AHS entspricht der Beurteilung an der AHS-Unterstufe und wird im Zeugnis entsprechend ausgewiesen. Zahlreiche Differenzierungsmaßnahmen werden nach schulautonomer Entscheidung eingesetzt. Lernfortschritte, ebenso wie Bildungs- und Berufswegeentscheidungen, werden in den regelmäßig stattfindenden „Kinder-Eltern-Lehrer/innen – Gesprächen“ behandelt. Der erfolgreiche Abschluss der Mittelschule berechtigt die Schüler/innen – je nach erreichtem Bildungsziel – zum Besuch einer Polytechnischen Schule oder weiterführenden allgemeinbildenden oder berufsbildenden mittleren oder höheren Schule.

Als nächstes widmen wir uns der polytechnischen Schule.

Die polytechnische Schule

Die Polytechnische Schule schließt an die 8. Schulstufe an und umfasst für gewöhnlich eine Schulstufe. Die Schülerinnen und Schüler werden im 9. oder in einem freiwilligen 10. bzw. 11. Schuljahr durch Vertiefung und Erweiterung der Allgemeinbildung, umfassende Berufsorientierung und Vermittlung einer Berufsgrundbildung in einem wählbaren Fachbereich sowie durch die Stärkung personaler und sozialer Kompetenzen auf das weitere Leben – insbesondere auf das Berufsleben – vorbereitet. Die Berufsgrundbildung wird in Fachbereichen vermittelt. Sie entsprechen großen Berufsfeldern der Wirtschaft, wobei grundlegende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Schlüsselqualifikationen erworben werden. Aus sieben Fachbereichen, gegliedert in zwei Cluster, nämlich Technik und Dienstleistungen, kann je nach beruflichen Interessen und Neigungen gewählt werden:

Es gibt die Fachbereiche:

  • Metall
  • Elektro
  • Holz
  • Bau
  • Handel und Büro
  • Gesundheit, Schönheit und Soziales
  • Tourismus

Im Rahmen der Schulautonomie können Fachbereiche kombiniert oder, falls die berufliche Interessenslage einer hinreichend großen Gruppe von Schülerinnen und Schülern sowie die Struktur der regionalen Wirtschaft es erfordern, zusätzliche Fachbereiche (z. B. Mechatronik) angeboten werden.

Widmen wir uns nun der AHS.

Die AHS

Die allgemeinbildenden höheren Schulen, kurz AHS, haben die Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern eine umfassende und vertiefte Allgemeinbildung zu vermitteln und sie zugleich zur Universitätsreife zu führen.

Die AHS umfasst eine vierjährige Unterstufe und eine in der Regel vierjährige Oberstufe, die mit der Reifeprüfung (Matura) abschließt. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit nach einer Mittelschule in die AHS Oberstufe einzusteigen. Dabei gibt es auch in der AHS Oberstufe verschiedene Schwerpunkte.

Zwischen folgenden Schwerpunkten kann gewählt werden:

  • Sprachen
  • Naturwissenschaften
  • Musik
  • Bildnerisches Gestalten und Werkerziehung
  • Darstellende Geometrie

Aber auch:

  • Wirtschaftskundliches Realgymnasium

Wer jedoch gerne eine berufliche und eine schulische Ausbildung kombinieren möchte, für den bietet das österreichische Schulsystem die berufsbildenden mittleren Schulen und die berufsbildenden höheren Schulen.

Starten wir mit der berufsbildenden mittleren Schule

Die berufsbildenden mittleren Schulen

Berufsbildende mittlere Schulen, kurz BMS, dauern ein bis vier Jahre. BMS mit einer Ausbildungsdauer von ein oder zwei Jahren vermitteln eine berufliche Grundbildung, solche mit einer Ausbildungsdauer von drei bis vier Jahren mit Abschlussprüfung eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Voraussetzung für den Besuch einer BMS ist der erfolgreiche Abschluss der 8. Schulstufe.

Es gibt dabei viele verschiedene Fachschulen, auf die wir aber jetzt nicht genauer eingehen werden. Wer dazu mehr erfahren möchte, kann uns das gerne in den Kommentaren wissen lassen und dann machen wir gerne einen weiteren Beitrag zu denen einzelnen Fachschulen.

Welche Berechtigungen habe ich nun, wenn ich eine BMS abgeschlossen habe?

Einerseits hab ich die Berechtigung einschlägige berufliche Tätigkeiten auszuüben bzw. je nach Schulform erhalte ich den Zugang zu reglementierten Berufen. Nach der BMS besteht die Möglichkeit des Besuchs eines Aufbaulehrgangs, jedoch ist die Berufsreifeprüfung häufig die bessere Alternative.

Wer gleich eine Berufsausbildung und eine Matura haben möchte, der kann eine BHS besuchen.

Die berufsbildenden höheren Schulen

Berufsbildende höhere Schulen (BHS) vermitteln in fünf Jahren

  • eine fundierte Allgemeinbildung
  • konkrete berufliche Qualifikationen im Rahmen einer höheren beruflichen Ausbildung
  • eine praxisnahe Ausbildung.

Sie schließen mit der Reife- und Diplomprüfung ab.

BHS können von Schülerinnen und Schülern besucht werden, die die 4. Klasse der Mittelschule, die 4. oder eine höhere Klasse der AHS oder die Polytechnische Schule auf der 9. Schulstufe erfolgreich absolviert haben.

Auch hier gibt es wie bei der BMS viele verschiedene Schwerpunkte, auf die wir in diesem Blog-Beitrag nicht näher eingehen werden.

Welche Qualifikationen erhalte ich jedoch mit dem Abschluss einer BHS?

Gleich wie mit einer AHS kann ich ein Studium beginnen. Des Weiteren kommt es zu einer Anerkennung von facheinschlägigen Kenntnissen an österreichischen Fachhochschulen und Universitäten. Wie bei der BMS erwerbe ich den Zugang zu gesetzlich geregelten Berufen sowie den Zugang zu einem reglementierten Beruf in einem anderen EU-Mitgliedstaat, bei welchem für den Berufszugang der erfolgreiche Abschluss einer Hochschul- oder Universitätsausbildung von (bis zu) vier Jahren verlangt wird. Je nach gewähltem Schwerpunkt kann ich auch um die Qualifikationsbezeichnung Ingenieur / Ingenieurin ansuchen.

Dies ist der klassische Weg, doch nicht jeder kann diesen wählen. Manchmal merkt man erst nach 2-3 Jahren Besuch einer BHS, dass die gewählte Schulform vielleicht doch nicht die richtige ist oder andere Faktoren führen zu einem verfrühten Abgang aus der Schule.

Das Externistenwesen

Für all jene, die dann nach einer Alternative suchen oder in späteren Jahren einen Schulabschluss nachholen wollen, gibt es den 2. Bildungsweg. Auch Externistenwesen genannt. Für gewöhnlich kann im Externistenwesen der AHS, HAK oder Handelsschulabschluss nachgeholt, sowie die Berufsreifeprüfung abgeschlossen werden. Dabei muss man nicht zwingend eine klassische Schule besuchen, sondern kann auch im Selbststudium sich auf diese Prüfungen vorbereiten. Es gibt allerdings in Österreich auch einige Maturaschulen, die einen bei der Vorbereitung unterstützen. Um ins Externistenwesen wechseln zu können, ist es wichtig, dass die 9 Jahre Schulpflicht erfüllt sein müssen. Danach gibt es kaum weitere Voraussetzungen, die zu erfüllen sind.

In unserer nächsten Folge werden wir dann noch etwas genauer auf den 2. Bildungsweg, dessen Chancen und vielleicht auch Herausforderungen eingehen.